Unser Leitbild
Pädagogische Leitlinien
Das pädagogische Leitbild der GRO ist dem humanen Bildungsideal nach Wilhelm v. Humboldt verpflichtet, auf dessen Theorie sich auch die Landesverfassung bezieht. In unserer Schule steht der demokratisch, humanistisch gebildete Mensch im Mittelpunkt. Wir sehen Schüler nicht als „Humankapital“, d.h. Bildung darf nicht rein zweckgebunden und ökonomisch ausgerichtet sein, sondern sie muss der vollen und ganzheitlichen Entfaltung des Menschen und seiner Potenziale dienen.
In der individualisierten und digitalisierten Wissensgesellschaft ist das Ideal der Persönlichkeitsbildung keineswegs verschwunden oder obsolet geworden, geht aber völlig andere Wege und muss heute anders gedacht werden als zu Humboldts Zeiten. In einem Punkt dürften sich das alte und ein modernisiertes Bildungsideal aber treffen: in der Zurückweisung einer ökonomischen Verwertungslogik. Ob sich diese Vorstellung durchsetzen kann, hängt nicht zuletzt vom kritischen Bewusstsein einer aufgeklärten Bevölkerung im Sinne Immanuel Kants ab – von der Fähigkeit und dem Willen, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, mithin: von Bildung. [1]
Im Sinne des modernisierten Bildungsideals muss Schule die Heranwachsenden auf die vielfältigen Herausforderungen einer sich immer schneller wandelnden Gesellschaft vorbereiten und sie dazu befähigen, nach Lösungen für die Fragen des Lebens und unserer Zukunft zu suchen. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern entwickeln, die auf Basis grundlegenden Wissens begründet handeln und dabei verantwortungsbewusst, kooperativ und leistungsbereit ihre Chancen und Aufgaben in der Gesellschaft wahrnehmen.
Ferner will die Schule Hilfe zur Entfaltung von Individualität und dem Aufbau sozialer Verantwortung leisten. Die Schülerinnen und Schüler sollen befähigt werden, die Unterschiedlichkeit von Menschen zu akzeptieren, Toleranz und Solidarität zu üben sowie Verantwortung für eigene und gemeinsame Entscheidungen zu übernehmen.
Lehr- und Lernprozesse in unserer Schule sind daher dem Auftrag verpflichtet, personale und soziale Erziehung sowie fachliche Bildung als Grundlage in einem erziehenden Unterricht in Einklang zu bringen.
Das pädagogische Engagement und das Vorleben der angestrebten Erziehungsziele sind von entscheidender Bedeutung für den Erfolg. Dabei arbeiten Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler vertrauensvoll zusammen. Der Umgang miteinander soll durch Freundlichkeit, Akzeptanz und Gesprächsbereitschaft bestimmt sein.
Um die Gemeinschaft sowie die Verbindungen und Wechselwirkungen aller am Schulleben Beteiligter zu verdeutlichen, wird in den weiteren Ausführungen zu den Werten, die uns tragen sowie zur Bildung des demokratisch, humanistisch gebildeten Menschen die Wir-Form verwendet
Werte, die uns tragen
Wir kennen und verstehen folgende neun Werte als Leuchtturm, der uns Orientierung in unserem Schulleben und einen verbindlichen Rahmen gibt. Die Werte sind von unten nach oben zu lesen.
Offenheit
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Wir treten allen und allem, was wir im Hier und Jetzt noch nicht verstehen, offen gegenüber. |
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Wir verstehen Schule als einen Ort, der Menschen hilft, wach zu werden, um ihre Mitwelt und auch Innenwelt mit allen Sinnen wahrzunehmen. Die bewusste Wahrnehmung dieser Zusammenhänge soll uns zu einem achtsamen Umgang mit unseren eigenen Ressourcen und mit denen unserer Erde führen. |
Achtsamkeit
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Wir akzeptieren, dass es vielfältige Perspektiven auf das Leben und auf die Gestaltung von Leben gibt. Wir begrüßen, dass Menschen unterschiedlich in ihren Denkstilen und in ihrem Verhalten sind. Wir entwickeln uns dahin, diese Vielfalt synergetisch zu nutzen, indem wir uns gegenseitig fördern und aus diesem gemeinschaftlichen Prozess einen Nutzen ziehen, der sowohl dem Gemeinwohl als auch dem Individuum dient. Wir eröffnen Spiel- und Denkräume für co-kreative Prozesse (mögliche Leitfrage: Können wir gemeinsam eine Lösung entwickeln, die größer ist als das, was jeder Einzelne sich vorstellt?) |
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„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“ ist der Wortlaut der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen. In unserer Schule achten wir die Gleichwürdigkeit aller Menschen. Dieses bedeutet nicht, dass die Führungsrolle zwischen den Erwachsenen und Kindern verteilt wird. Im Unterrichtsgeschehen verbleibt sie bei den Lehrkräften. Gleichwürdigkeit bedeutet vielmehr, dem Kind zu vermitteln, dass Menschen jeden Alters von gleichem Wert sind. |
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Potenzialentfaltung
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Unter einer Lernkultur der Potenzialentfaltung verstehen wir eine Kultur, die Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft fördert und Vielfalt zulässt, um eine Entfaltung individueller Potenziale und Kompetenzen zu ermöglichen. Wir stehen für eine Lernkultur, in der jedes einzelne Kind erlebt, dass es in seiner Einzigartigkeit genau richtig ist und gebraucht wird. Dabei möchten wir Möglichkeiten eröffnen, sich anzustrengen, eigene Fragen zu stellen, Antworten zu erhalten und verschiedenste Wege auszuprobieren. Wir steigern unsere Frustrationstoleranz und lernen, Fehler als Geschenk zum Wachstum zu begreifen und uns selbst und anderen auf diesem Weg zu vertrauen. |
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Rhythmus ist das organisierende Prinzip von Mensch und Umwelt. Wir möchten diesem Prinzip folgend unseren Schulalltag rhythmisieren und Strukturen schaffen, die einfach und klar sind, dem gesamten Organismus Orientierung geben und gleichzeitig den individuellen Freiraum des Einzelnen schützen (z.B. offener Beginn, Blockunterricht, Lerntagebuch, Gruppenlernzeit, Aktive Pause etc.) |
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Wir möchten selbstbestimmt und eigenverantwortlich Entscheidungen treffen. Wir möchten die Erfahrung machen: Meine Meinung ist gefragt. Sie ist notwendig und hat Einfluss, meine Wünsche sind relevant, ich kann etwas verändern. So erleben Kinder und Erwachsene an unserer Schule Selbstwirksamkeit und Selbstverwirklichung und können daraus ein Bewusstsein entwickeln für ihre Identität und ihr eigenes Wesen mit seinen Stärken, Schwächen und Besonderheiten. Dabei verstehen wir selbstbestimmtes Handeln gleichzeitig auch immer als demokratisches und humanes Handeln, welches dem Wohle der Gemeinschaft dient anstatt den individuellen Vorteil auf Kosten anderer zu suchen. |
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Das Erleben einer vertrauensvollen und verlässlichen Gemeinschaft ist für Heranwachsende nicht nur die Basis für tiefes Selbstvertrauen, für Unabhängigkeit und Selbstständigkeit, sondern auch für ein offenes, neugieriges Sich-Einlassen auf neue Herausforderungen der Schule und des Lebensalltags. Sich als nützlichen Teil der Gemeinschaft zu erleben und seinen eigenen Platz zu finden, gibt Halt, Sinnhaftigkeit und Selbstbewusstsein. |
Zugehörigkeit
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Wir achten die Grundbedürfnisse eines jeden Menschen, denn nur, wenn es uns „gut“ geht und wir uns sicher fühlen, können wir uns öffnen für unser Umfeld und Wachstum. Für uns ist es deshalb selbstverständlich, dass unsere Schule ein Ort frei von Angst sein soll. Damit zwischenmenschliche Beziehungen reifen können, nehmen wir uns bewusst die Zeit und den Raum dafür, unsere Bedürfnisse und Verhaltenseisen zu reflektieren und so in einen aufmerksamen und offenen Kontakt miteinander zu treten. |
3. Der humanistisch, demokratisch gebildete Mensch
„Der Mensch wird am Du zum Ich“[2] ist eine Aussage, die von dem Religionsphilosophen Martin Buber in seiner Schrift „Du und Ich“ 1923 getroffen worden ist. Gemeint ist damit, dass der Mensch seine Ich-Identität als Resultat sozialer Erfahrungen mit seiner Umwelt, dem „Du“ bildet. Bei der Identitätsentwicklung entwickelt sich die „Ich –Identität“ also durch eine Balance zwischen der „sozialen Identität“ (dem Bedürfnis nach Gleichheit und Gemeinsamkeit) und der „persönlichen Identität“ (dem Bedürfnis nach Einzigartigkeit und Individualität).
Unsere heterogenen Lerngruppen bieten bei allen Herausforderungen besondere Möglichkeiten zur Entwicklung des Selbstbildes, da wir hier im Rahmen interaktiver Lernprozesse mit unterschiedlichen Denk- und Verhaltensweisen konfrontiert werden und so das eigenes Selbstverständnis ausformen können. Bezogen auf das „Wir“ verpflichten wir uns dem demokratischen Gedanken, d.h. wir sensibilisieren und ermutigen einander, durch unser Handeln das Wohl der Gemeinschaft zu fördern anstatt den individuellen Vorteil auf Kosten anderer zu suchen.
[1] https://www.goethe.de/de/kul/wis/20365596.html
[2] Buber, Martin: Ich und Du, Reclam, Stuttgart 2008, S. 3/ 4